FLEISCH UND KOKS
(Sergio Gobi)
Er promovierte zum Bullen in der Ramon Falcón*
Dachte, mit der blauen Uniform der Gosse zu entgehn
Unter die VIPs hat er’s bringen woll’n
Doch man hat ihn nur dem Ekeko** die Kippen klauen sehn
Marisa war so ne arme Trotzkistin im Café
Messingblond mit hellem Stirnlockenhaar
Wie für ihn gemacht, im Seidenkleid und geil auf Schnee
War sie ne rechte Aphrodite nach Zahlung in bar
Er rettete sie vor ner Razzia in der Bar La Paz***
Sie hatte die Wahl zwischen Paramilitärs und Bullenpack
Er gab ihr Koks und als sie sich vor Sucht vergaß
Fing er an und ließ sie anschaffen, der Drecksack
Eine argentinische Schönheit und bolivianischer Schnee
Mit solchen Trümpfen gewinnt man jede Partie
Er schlief nicht mehr, hatte alle Hände voll zu tun
Exzellentes Fleisch und Koks zu verschachern wie nie
Seine Händel waren sicher, doch zuviel ist nie genug
Mit zwei Zeitungen reingelegt und die Sache ging klar
Der Koks, den sie bei ihm fanden, war ein großer Betrug
Das Mädel übernahm dann gleich der Kommisar
Heut klebt er Plakate in den Bädern des Ex- „Marabú“
Im Winter vermisst er die gute Marisa
Und setzen ihm Hunger und Kälte allzu sehr zu
Wirft er sich in die Uniform und mampft auf Kredit ne Pizza
*Polizeischule von Buenos Aires
**Bolivanischer Gott des Überflusses, dessen Abbilder stets den Mund offen tragen, so dass man ihnen z.B. eine Zigarette hineinsteckt.
***Die Bar La Paz war ein Treffpunkt der linken Intellektuellen in den 1970er-80er Jahren, in dem die Polizei, bzw. die Paramilitärs nach subversiven Elementen suchte.
Übersetzung: Karin Betz